"Augen auf beim Bohnenkauf"
 
Paul Göbel, Sachverständiger, unabhängiger Fachplaner und Berater ("Küchenideen", Driedorf), über Rösterfinanzierung:

Ist die Rösterfinanzierung grundsätzlich ein wirtschaftlich vernünftiges Verfahren, um zu einer Kaffeemaschine zu kommen?

Offensichtlich erscheint es vielen Hoteliers und Gastronomen wirtschaftlich zu sein. Man kann jedoch nicht grundsätzlich von einem "wirtschaftlich vernünftigen Verfahren" sprechen. Dazu sind die Bedürfnisse zu unterschiedlich - ebenso wie die Angebote seitens der Kaffeemaschinenhersteller sowie der Röster. Der Kunde muss prüfen, ob die Rösterfinanzierung für ihn selbst wirtschaftlich vernünftig und nicht nur für den Röster lukrativ ist.

Kann man bei guter Verhandlungsführung die Röster zumindest teilweise gegeneinander ausspielen?

Ausspielen ist sicherlich der falsche Ausdruck. Wenn man sich umfassend informiert, also mehrere Angebote einholt, hat man Vergleichszahlen und damit eine solide Basis, um Verhandlungen führen zu können.

Woran sollte ein Kunde unbedingt denken?

Der Kunde muss seinen Bedarf kennen. Je nach den finanziellen Verhältnissen kann ein Bankkredit günstiger sein oder sich die Kapitalbindung rechnen. Dann ist ein Kunde unabhängig und kann doppelt Geld sparen: Bis zu einem Drittel bei der Kaffeeabnahme, beim Barkauf einer Maschine entsprechende Nachlässe und die Rücknahme eines Altgerätes. Entscheidet man sich für eine Rösterfinanzierung und wird beim Gespräch vom Röster eine bestimmte Marke empfohlen, sollte man sofort nach anderen Marken fragen - die Antwort zeigt schnell eine allzu enge Verquickung zwischen Maschinenhersteller und Röster-Außendienstmitarbeiter. Außerdem darf die Frage nach Kundendienst oder Ersatzteilbeschaffung nicht fehlen, denn hier gibt es große Unterschiede zwischen den Fabrikaten.

Was sollte ein Kunde beim Abschluss eines Vertrages auf keinen Fall tun?

Nie vergessen: Auch Röster haben nichts zu verschenken. Man darf sich nicht auf das erstbeste Angebot einlassen, selbst wenn seit Jahren gewachsene Verbindungen bestehen. Auch wenn bei dieser Verbindung keine unseriösen Praktiken unterstellt werden müssen, könnte ein Hotelier mit mehr Markteinblick durchaus bessere Konditionen erzielen.

Wissen Hoteliers beim Abschluss einer Rösterfinanzierung, was sie später tatsächlich kostet?

Die Hoteliers wissen es eigentlich schon. Doch sie haben häufig die Rechnung nicht zu Ende gerechnet, den Frühstückskaffee unterbewertet beziehungsweise sie wissen nicht, dass ihre Rechnung mehrere Unbekannte aufweist. Einerseits wird genau aufgelistet, was das Kilo Kaffee oder Tee und die weiteren Servicepakete kosten - andererseits hat der Abnehmer keine Preisgarantie. Die zweite, im wahrsten Sinn des Wortes "Unbekannte" ist der Preis, den die optimale Kaffeemaschine tatsächlich kosten würde, wenn man sie selbst kauft.

Ist ein Hotelier alleine in der Lage, das günstigste Angebot der Röster herauszufiltern? An wen kann er sich wenden, wenn er Hilfe benötigt?

Jeder Hotelier, der dies will, ist dazu in der Lage. Es erfordert allerdings Zeit und Mühe - im Kaffeesatz ist es nicht zu lesen. Bei Neu- oder Umbauten zählt es zu den Aufgaben eines Fachplaners, der auch in diesem Bereich kompetent sein muss.

Würden Sie sich mehr Transparenz bei den Angeboten der Röster wünschen?

Zu wünschen wäre das sicher, aber ähnlich wie bei den undurchsichtigen Stromtarifen oder den Rückvergütungen der Brauereien wird dies ein Wunsch bleiben. Denn wer gibt schon gerne den Trumpf aus der Hand, der einem (meist) eine bessere Verhandlungsposition beschert? Doch der Kunde hätte es in der Hand, sich den Kauf zu versüßen und die "bittere Bohne" zurückzugeben.

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